ZWÖLFTE VERANSTALTUNG AM 28.11.2024

Auch die zweite Veranstaltung im Themenjahr „Bildung” bot den Netzwerk-Mitgliedern und Gäst:innen erfolgreiche Praxisbeispiele für Kinder und Jugendliche
und öffnete zum zweiten Mal ein Netzwerktreffen für Entscheider:innen aus den Kommunen im Ruhrgebiet.

Gemeinsam befassten sich 85 Teilnehmer:innen mit den zentralen Herausforderungen unseres Bildungssystems.

Auf dem ruhr tech kampus essen im Gebäude k2 der thyssenkrupp Zentrale boten sich Gelegenheit, Raum und Zeit für Austausch und Vernetzung.

Gastgeber und Ermöglicher war das Lenkungskreimitglied Stifterverband.

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Kooperationspartner der Veranstaltung

Logo des Stifterverbands
Logo der Ehrenamt Agentur Essen

Impressionen der zwölften Veranstaltung im ruhr tech kampus Essen

Die neuen Mitglieder des Stiftungsnetzwerk Ruhr – Herzlich willkommen!

Podiumsgespräch „Kooperationen zwischen Stiftungen und Kommunen in der Bildung“

„Bildung kennt keine Konkurrenz“ war das Fazit des Panels. Es thematisierte die Bedeutung von Kooperationen zwischen Schulen, Kommunen und außerschulischen Akteuren, um die Bildungsgerechtigkeit zu fördern und den Bildungsbereich zukunftsfähig zu gestalten. Moderiert von Kai Heddergott, wurden von den Expert:innen verschiedene Perspektiven und Lösungsansätze diskutiert.

Prof. Dr. Elke Völmicke, Geschäftsführerin der Bildung & Begabung gGmbH, betonte, dass es nicht ausreicht, die Förderung junger Menschen allein den Schulen und Lehrkräften zu überlassen: „Wie kann es selbstverständlich werden, dass Kooperationen keine zusätzlichen Belastungen für Schulen darstellen bzw. als solche wahrgenommen werden?“. Eine Kultur der Kooperation müsse in die Schulen integriert werden, um das Lernen individuell zu fördern und Bildungsangebote zu bereichern. Besonders außerschulische Initiativen, wie Programme von Stiftungen, bieten Chancen, nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen ohne Notendruck zu fördern. Aus ihrer Erfahrung sei es wichtig, dass Schulen und Stiftungen ihre Zusammenarbeit gemeinsam entwickeln und Schulen nicht nur fertige Programme vorgesetzt bekommen. Im Hinblick auf die Allianz für Schule Plus, die 2025 startet, erklärte sie, dass die Schulen als zentrale Bildungseinrichtungen in ihrem Potenzial oft begrenzt sind und externe Partnerschaften zur Förderung von MINT-Kompetenzen und Demokratieverständnis notwendig sind.

Nurettin Yigit, Referent Finanzen und Ökonomische Bildung der PwC-Stiftung unterstrich die Bedeutung einer flexiblen Reaktion von Stiftungen auf die Bedürfnisse von Schulen und Kommunen. Besonders in Zeiten schneller gesellschaftlicher Veränderungen, wie durch die Digitalisierung und künstliche Intelligenz, sei die Zusammenarbeit mit externen Experten notwendig, um das Wissen effektiv an junge Menschen weiterzugeben.

Anna-Lena Winkler vom Regionalverband Ruhr wies darauf hin, dass Stiftungen oft eigene Vorstellungen von Engagement haben, die nicht immer mit den tatsächlichen Bedürfnissen vor Ort übereinstimmen. Im Ruhrgebiet, mit seinen speziellen Herausforderungen wie Kinderarmut, sollten Bildung und die Unterstützung von benachteiligten Kindern in den Mittelpunkt der Stiftungsarbeit gestellt werden. Sie betonte die Rolle des Regionalverbands als Intermediär, der Treffen und Formate für den Austausch zwischen Stiftungen und Kommunen ermöglicht und so eine Zusammenarbeit auf regionaler Ebene fördert.

Klaus-Peter Müller, Büroleiter des Dezernats für Bildung, Arbeit und Soziales der Stadt Duisburg ergänzte, dass Schulen zunehmend die Vorteile von Kooperationen mit externen Partnern erkennen und in sozial herausfordernden Gebieten bereits gute Erfahrungen gemacht haben. Besonders in Kommunen mit besonderen Herausforderungen, wie in Duisburg-Marxloh, sei es von zentraler Bedeutung, dass Stiftungen die nötige finanzielle Unterstützung leisten, um solche Projekte zu ermöglichen. Der geplante Campus Marxloh ab 2025, das Bildungsangebote und Beratung bündelt, sei ein Beispiel für eine vielversprechende Zusammenarbeit.

Insgesamt wurde klar, dass Bildung nicht isoliert betrachtet werden darf. Um allen Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden, müssen Schulen, Kommunen, Stiftungen und andere Akteure ihre Kräfte bündeln und eine nachhaltige, flächendeckende Zusammenarbeit aufbauen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden abgestimmt ist.

Vorstellung der Zukunftsmission Bildung

Der Stifterverband hat die Zukunftsmission Bildung ins Leben gerufen. Die Initiative zielt darauf ab, gemeinsam und in starken Allianzen aus Bildungseinrichtungen zusammen mit Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung ein Bildungssystem für eine Welt im Wandel zu gestalten und mehr Bildungspotenziale zu heben. Passend zum Netzwerk-Themenjahr Bildung stellte der Stifterverband sein Vorhaben vor.

Klicken Sie auf den Button für eine schriftliche Zusammenfassung!

Andrea Frank stellvertretende Generalsekretärin und Mitglied der Geschäftsführung des Stifterverbandes präsentierte die wichtigsten Eckpunkte und Ziele der Zukunftsmission Bildung.

Die Initiative zielt darauf ab, das deutsche Bildungssystem zukunftsfähig zu machen. Sie wurde 2024 ins Leben gerufen, um angesichts der Herausforderungen wie Lehrkräftemangel, unzureichender digitaler Kompetenzen und Fachkräftemangel systemische Lösungen zu entwickeln. Dabei arbeitet der Stifterverband mit Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Bildungseinrichtungen zusammen.

Im Zentrum der Initiative stehen vier sogenannte Allianzen, die sich spezifischen Themen widmen:

  1. Allianz für Lehrkräfte: Verbesserung der Lehrkräfteausbildung und -weiterbildung, u. a. durch digitale Kompetenzen und Plattformen wie den KI-Campus.
  2. Allianz für MINT-Fachkräfte: Förderung von MINT-Kompetenzen und Integration internationaler Fachkräfte.
  3. Allianz für Schule Plus: Ausbau außerschulischer Bildungsangebote.
  4. Allianz für Future Skills: Vermittlung von Zukunftskompetenzen wie Künstlicher Intelligenz und nachhaltigem Wirtschaften.

Andrea Frank argumentierte unter anderem, dass das deutsche Bildungssystem aktuell nicht in der Lage sei, Menschen schnell und umfassend mit den notwendigen Kompetenzen für die Zukunft auszubilden. Die Allianz „Schule Plus“ setzt sich daher für eine nachhaltige Verbesserung der individuellen Potenzialförderung ein. Dies soll durch eine systematische Verzahnung von schulischem und außerschulischem Lernen erreicht werden, um ein umfassendes, ergänzendes Bildungsangebot zu schaffen.

Das Ziel sei es, mehr Kinder und Jugendliche zu befähigen, eigenständig zukunftsrelevante Kompetenzen – etwa im MINT-Bereich – zu entwickeln. Damit sollen sie ihre individuellen Leistungspotenziale frühzeitig erkennen und optimal ausschöpfen können.

Die Initiative möchte eine Plattform schaffen, auf der Unternehmen, Stiftungen und weitere Akteure ihre Bemühungen bündeln und die Politik bei der Entwicklung eines modernen Bildungssystems unterstützen können. Weitere Details sind auf der Webseite der Zukunftsmission Bildung verfügbar: zukunftsmission-bildung.de.

Andrea Frank berichtete, dass die Fortschritte der Allianzen und Initiativen durch kontinuierliche Wirkungsmessungen evaluiert werden, um Transparenz zu schaffen und das eigene Handeln zu optimieren. Ziel sei ein nachhaltiges „Wirken im System“, wobei politische Rahmenbedingungen analysiert und durch Meinungsbildung sowie Agendasetting so gestaltet werden sollen, dass Bildungseinrichtungen effektiver arbeiten können.

Die Wirkungsanalyse basiere auf über 40 definierten Indikatoren, die nach der Logik von Input, Output, Outcome und Impact strukturiert seien. Zudem betonte sie die Bedeutung orchestrierter Netzwerkaktivitäten und strategischer Partnerschaften zur Skalierung der Ergebnisse. Schließlich werde durch das Tracking der Häufigkeit von politischen Formaten, z. B. Hintergrundgesprächen, Parlamentsanhörungen und Handlungsempfehlungen, die Einbindung in politische Entscheidungsprozesse sichergestellt.

Andrea Frank lud die Anwesenden ein, ihre Expertise und Netzwerke einzubringen, um gemeinsam systemische Veränderungen in der Bildung zu gestalten: „Wollen Sie mehr Wirkungskraft entwickeln, indem Sie durch Partnerschaften mit einer starken Stimme im Dialog mit der Politik und Bildungsakteuren agieren? Wollen Sie mit uns das Bildungssystem in die Lage versetzen, schnell mehr Menschen mit den notwendigen Kompetenzen aus- und weiterzubilden? Dann lassen Sie uns gemeinsam wirksam handeln!“

Ein von der Ehrenamt Agentur Essen initiiertes Video, in dem geförderte Projektmacher:innen einen Gruß sendeten, zeigte im Plenum die direkte Wirkung des Förderpott.Ruhr: Seit 2020 wurden in 10 Runden 142 Projekte in über 80 Stadtteilen mit über 500.000 Euro unterstützt. Aktuell tragen 15 Förder:innen dazu bei – ihnen gilt der Dank der Projekte. Neue Unterstützer:innen sind herzlich eingeladen, das Fördervolumen zu sichern und auszubauen.

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Drei Herausforderungen – Fünf Themen-Räume

In fünf parallelen Workshops diskutierten Vertreter:innen aus Stiftungswelt und Kommunen drei zentrale Herausforderungen der Bildungsgerechtigkeit: Ernährungsbildung, die Qualität des offenen Ganztags und Übergänge in Bildungsbiographien. Praxisbeispiele zeigten, wie Stiftungen durch Förderung, Partnerschaften und Netzwerke nachhaltige Lösungen ermöglichen können.

Die Workshops verdeutlichten: Stiftungen spielen eine Schlüsselrolle, um Bildungsgerechtigkeit und stabile Strukturen zu stärken. Klare Empfehlungen: nachhaltige Konzepte, starke Partnerschaften und gemeinsamer Gestaltungswille für die Zukunft der Bildung im Ruhrgebiet.

Eine Übersicht der Workshop-Themen und Referent:innen finden Sie hier.

Herausforderung „Nachhaltige und praktische Ernährungsbildung“

Wie können wir jungen Menschen wirkungsvoll gesunde Ernährungsweisen nahebringen
(Ernährung als elementare Basis für eine gelingende Bildungsbiographie)?

Workshop A: FLiZmobil und „Kinder- und FamilienTISCHe

  • Silke Michl und Astrid van der Heyden, Caritas-SkF-Essen

Dieser Workshop thematisierte die Ernährungsunsicherheit und den begrenzten Zugang zu gesunden Mahlzeiten für sozioökonomisch benachteiligte Familien. Ebenso wurde die fehlende Verknüpfung von Gesundheitsbildung mit schulischen Aktivitäten angesprochen.
Das FLiZmobil und die Familientische der cse (Caritas-SkF-Essen gGmbH) sind Projekte, die sich auf die Unterstützung von Kindern und Familien in sozial benachteiligten Stadtteilen Essens konzentrieren.

Das FLiZmobil („Familien Leben im Zentrum“) ist ein mobiles Angebot in sozialschwachen Essener Stadtteilen. Es kombiniert ausgewogene Mahlzeiten mit Bewegungsprogrammen, Bildungsaktionen wie Kräutergärten für Kinder und Beratungsleistungen. Ziel ist es, Bildungsgerechtigkeit, Teilhabe und Gesundheitsvorsorge zu fördern, insbesondere für Kinder und Familien mit sozialen oder wirtschaftlichen Belastungen.

Die Kinder- und Familientische bieten Familien eine niedrigschwellige Möglichkeit, gemeinsam zu essen, sich auszutauschen und Unterstützung in den Bereichen Ernährung, Bildung und Gesundheit zu erhalten. Während der Corona-Pandemie wurden warme Mahlzeiten zum Mitnehmen angeboten, ergänzt durch Beratung sowie Lern- und Spielmaterialien. Ziel ist es, Barrieren abzubauen, Kontakte zu sozialen Einrichtungen zu fördern und die Lebensqualität sowie Zukunftschancen der Teilnehmenden zu verbessern.

Workshop B: SchoolFood4Change

  • Karin Schmidt, Ernährungsrat Essen
  • Vera Stöbel, Grüne Hauptstadt Agentur Essen

In Essen kooperieren die Grüne Hauptstadt Agentur, der Ernährungsrat Essen, das Schulverwaltungsamt und das Jugendamt, um das Projekt SchoolFood4Change (SF4C) lokal zu verankern und weiterzuentwickeln. Dieses EU-geförderte Programm, das im Rahmen von Horizont 2020 initiiert wurde, zielt darauf ab, Schulverpflegung nachhaltiger und gesünder zu gestalten, um sowohl die Gesundheit als auch die Umwelt zu fördern.
Die heutigen Lebensmittelsysteme tragen wesentlich zu globalen Treibhausgasemissionen und Umweltproblemen bei. Gleichzeitig beeinflusst die Ernährung unsere Gesundheit entscheidend. SF4C setzt genau hier an: Es werden Schulen und Kitas zu Orten gemacht, an denen gesunde und nachhaltige Esskultur nicht nur angeboten, sondern aktiv gelernt und gelebt wird.

In Essen liegt der Schwerpunkt auf dem Ansatz des Whole School Food Approach, bei dem Ernährung in alle schulischen Aktivitäten integriert wird. Ziel ist es, die gesamte Schulgemeinschaft – von Schüler:innen und Eltern bis hin zu Kantinenpersonal und Lehrkräften – einzubinden. Dieser Ansatz soll Schulen nicht nur als Orte der Verpflegung, sondern als Lernumgebungen etablieren, in denen Schüler:innen aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen Esskultur beteiligt werden. Anhand von Beispielen, wie dem Aufbau von Schulgärten oder Projekttagen zur Ernährung, wurde gezeigt, wie Nachhaltigkeit in den Schulalltag integriert werden kann.

Der Workshop verdeutlichte, dass eine nachhaltige Schulverpflegung nicht nur gesundheitsfördernd ist, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Die Teilnehmer:innen waren sich einig, dass der systemische Ansatz von SF4C das Potenzial hat, langfristige Veränderungen zu bewirken.

Herausforderung „Qualität des Offenen Ganztags“

Wie können schulische und außerschulische Akteure gemeinsam Angebote im Ganztag gut gestalten?

Workshop: Offener Ganztag in Essen (Jugendhilfe Essen)

  • Sebastian Haurand und Marion Rösmann, Jugendhilfe Essen

Im Workshop zur Offenen Ganztagsschule wurden zentrale Herausforderungen beleuchtet, darunter der steigende Bedarf an Ganztagsbetreuung durch den Rechtsanspruch ab 2026 sowie der Mangel an Fachkräften, Infrastruktur und multifunktionalen Räumen. Ein weiteres Thema war die notwendige Integration von Bildungs- und Sozialangeboten in den Schulalltag. Als Ausgangspunkt wurde die Situation in Essen vorgestellt.

Der offene Ganztag (OGS) in Essen wird von der Jugendhilfe Essen organisiert und koordiniert. Dabei handelt es sich um ein Angebot der ergänzenden Betreuung von Schülerinnen und Schülern im Primarbereich. Der OGS ist darauf ausgelegt, den Kindern eine verlässliche Nachmittagsbetreuung zu bieten, die über den regulären Unterricht hinausgeht.

Die Jugendhilfe Essen übernimmt dabei zentrale Aufgaben wie der Koordination und Organisation, der Qualitätssicherung, der Verpflegung und Freizeitgestaltung und der Förderung und Unterstützung (z. B. Hausaufgabenbetreuung, Sprachförderung oder soziale Integration). Die Schulen arbeiten dabei eng mit der Jugendhilfe Essen zusammen, um eine nahtlose Betreuung und Förderung zu gewährleisten. Das Angebot wird größtenteils durch öffentliche Gelder finanziert, aber auch durch Kooperationen mit verschiedenen Trägern von Jugendhilfe und Bildungseinrichtungen.

Um den oben genannten Herausforderungen zu begegnen, wurden im Workshop Lösungen wie die stärkere Verzahnung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten, die Zusammenarbeit mit Eltern und lokalen Organisationen sowie kreative Bildungsprojekte wie Sprach- und Kulturinitiativen vorgestellt. Stiftungen spielen hier eine Schlüsselrolle, insbesondere durch die Finanzierung innovativer Modelle wie Familiengrundschulzentren und ihre Funktion als Vermittler zwischen Bildungssystemakteuren. Als nächste Schritte wurden die Verbesserung der Fachkräfteausbildung und die Förderung der Zusammenarbeit aller Stakeholder hervorgehoben, um den Rechtsanspruch reibungslos umzusetzen.

Herausforderung „Übergänge gestalten“

Wie können wir durch unsere Angebote sicherstellen, dass alle Kinder optimal in ihre Bildungsbiographie starten?

Workshop A: Übergänge gestalten – Projekt Kinderstuben

  • Kathi Thönes, RuhrFutur

Im Fokus des Workshops standen die geringe Teilnahme an frühkindlicher Bildung bei Kindern aus benachteiligten Verhältnissen sowie die soziale Selektivität beim Zugang zu Bildungsangeboten. Diese Probleme wurden vor allem auf wirtschaftliche und kulturelle Barrieren zurückgeführt. Ein Lösungsansatz sind die „Kinderstuben“.

Das Projekt „Kinderstuben“ von RuhrFutur ist eine frühkindliche Bildungsinitiative, die vor allem Kinder aus sozial herausgeforderten oder neu zugewanderten Familien unterstützt.
Die Kinderstuben sind Großtagespflegestellen für Kinder im Alter von ein bis vier Jahren, die in einem besonders engen Betreuungsschlüssel von maximal drei Kindern pro Fachkraft betreut werden. Das Konzept zielt darauf ab, frühzeitig Sprachförderung und eine umfassende Förderung der sozial-emotionalen Entwicklung anzubieten, was den Übergang in reguläre Kitas erleichtern soll.

Die erste Kinderstube wurde 2008 in Dortmund gegründet und hat sich seit 2014 im Ruhrgebiet verbreitet. Mittlerweile gibt es über 20 Einrichtungen in der Region, und das Modell wird mit Unterstützung der Auridis Stiftung auch über Nordrhein-Westfalen hinaus etabliert. Die „Kinderstuben“ bieten neben der Betreuung auch Elternbildungsangebote, die die Eltern aktiv in den Bildungsprozess ihrer Kinder einbeziehen, was einen zusätzlichen Mehrwert für die Familien bietet.

Das Projekt verfolgt das Ziel, Chancenungleichheit zu verringern und allen Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft, einen guten Start ins Bildungssystem zu ermöglichen. Dies wird durch gezielte Sprachförderung, systematische Eingewöhnung und individuelle Unterstützung erreicht, was sich positiv auf den Bildungsweg der Kinder auswirken soll.

Im Workshop wurde die Skalierung des „Kinderstuben“-Modells vorgeschlagen, das eine niedrigschwellige und qualitativ hochwertige Betreuung für Kinder von 1 bis 4 Jahren bietet. Dazu soll die Ausbildung von Fachkräften verstärkt werden, um Inklusion und Qualität zu gewährleisten. Stiftungen sind hier gefragt, Kommunen bei der Einrichtung neuer Kinderstuben finanziell und strategisch zu unterstützen und sich für politische Veränderungen einzusetzen. Zukünftig sollen die Kinderstuben in Anker-Kitas integriert und durch gezielte Community-Engagements Barrieren abgebaut werden.

Workshop B: Übergänge gestalten – Familiengrundschulzentren

  • Corinna Godawa, Bereichsleiterin Offener Ganztag, Jugendhilfe Essen
  • Kornelia Neumann, Projektleitung RWE Foundation

Der Workshop widmete sich den Übergangslücken zwischen Bildungsstufen und der begrenzten Einbindung der Eltern in die Bildungsarbeit ihrer Kinder. Familiengrundschulzentren wurden als Lösung vorgeschlagen, um ganzheitliche Bildung und soziale Interaktion zu fördern. Programme zur Stärkung des elterlichen Selbstvertrauens und ihrer Mitgestaltung im Bildungsbereich wurden als besonders wertvoll hervorgehoben.

In Essen werden aktuell zwei Familiengrundschulzentren durch die Jugendhilfe Essen organisiert und durch die RWE Foundation gefördert. Diese Zentren, die an der Bergmühlenschule und Schule an der Viktoriastraße eingerichtet wurden, bieten eine breite Palette von Unterstützungsangeboten für Schüler:innen und deren Familien.

Die Familiengrundschulzentren konzentrieren sich auf die Förderung der Kommunikation zwischen Schule und Familie, stellen Beratungsangebote bereit und bieten integrative Programme an, die die Kinder und ihre Eltern gleichermaßen unterstützen. So sollen die Kinder in ihrer schulischen Entwicklung gefördert und die Familien im Bildungsprozess stärker eingebunden werden.

Impressionen