Gemeinschaftsinitiative „Förderpott.Ruhr“ erfolgreich etabliert

Das Stiftungsnetzwerk Ruhr (SNR) bringt seit 2016 die Akteure einer der stiftungsreichsten Regionen Deutschlands zusammen. Aktuell zählt das junge Netzwerk 82 Mitglieder, von der lokalen Bürgerstiftung bis hin zu global agierenden Stiftungen mit Sitz im Ruhrgebiet.
Die Mitglieder wollen gemeinsam die hiesigen Städte und Quartiere stärken. Durch das Netzwerken entstehen tragfähige Beziehungen und Vertrauen unter den Stiftungen im Revier. Aus dieser Zusammenarbeit ist in vielerlei Hinsicht gerade rechtzeitig zum ersten Corona-Jahr 2020 die Gemeinschaftsinitiative „Förderpott.Ruhr“ entstanden. Gerade ist die vierte Antragsrunde abgeschlossen worden.

Seismograph für das Ruhrgebiet

Als erste Erfolgsgeschichte des jungen Netzwerks bringt der „Förderpott.Ruhr“ niederschwellige Förderungen guter Ideen (500 bis 5.000 Euro) in die Quartiere des Ruhrgebiets. Ausgezeichnet wurden bisher 69 Projekte mit 234.000 Euro, die sich auf ganz unterschiedliche Weise für das Zusammenleben in Stadtteilen einsetzen. Seit Januar 2020 gingen bereits 581 Bewerbungen in vier Förder-Runden ein. Unterstützt und ausgezeichnet werden Ideen und Projekte, die engagierte Menschen, gemeinnützige Organisationen, Initiativen und Vereine in ihrem Stadtteil initiieren oder bereits erfolgreich umsetzen. Bewerbungen sind immer zum 31. März und 30. September möglich.

„Der Förderpott.Ruhr unterstützt unter dem Überbegriff ‚Zusammenleben im Quartier‘ Projekte aus den Bereichen Bewegung, Bildung, Ernährung, Gesundheit, Integration, Kultur, Mobilität, Natur, Umwelt und Soziales. Diese Vielfalt ist bewusst gewählt, um das zivilgesellschaftliche Engagement der Region und den Eigensinn der Engagierten zu stärken. Wir wollen helfen, schnell, effektiv und unbürokratisch gute Ideen in die Tat umzusetzen“, erklärt Nikolai Fuchs, Lenkungskreismitglied und Vorstand der GLS Treuhand und ergänzt: „Ziel des Förderpott ist es, im gesamten Ruhrgebiet Menschen bei der Verwirklichung von Alltagsverbesserungen zu unterstützen.“ Der Förderpott.Ruhr soll die Selbstbestimmung der Menschen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Revier stärken.

Gute Ideen der Zivilgesellschaft fördern

Unterstützt wurden u.a. die Gründung des Ernährungsrates Bochum, ein inklusives Skateprojekt in Essen, ein Reparatur-Café in Duisburg, ein Lastenfahrrad für eine Dortmunder Initiative, die Wiederbelebung des Europaplatzes in Hagen-Vorhalle als Stadtteiltreffpunkt oder Miniroboter-Workshops einer Essener Jugendbücherei. Aber auch Selbstverteidigungskurse für junge Mädchen in Herne, ein Mentoringprojekt mit peer-to-peer-Ansatz für Duisburger Frauen mit arabischen Wurzeln, ein umfangreiches Futsal- und Integrationsprojekt in Dortmund oder die stadtteilweite, interaktive Kunstaktion „Dorstener Erklärung“ für Demokratie, Respekt und Menschenwürde fanden Anklang bei der Jury.

Möglich machen dies aktuell 13 Förderer aus dem Mitgliederkreis. Sie sichern bis Ende 2022 ein Fördervolumen von mindestens 50.000 Euro pro Runde – die Alfred und Cläre Pott-Stiftung, die Auridis Stiftung, die GLS Treuhand, die Haniel Stiftung, die E.ON Stiftung, die RAG-Stiftung, die Ruhrstiftung Bildung und Erziehung, die Rudolf v. Bennigsen-Foerder-Stiftung für Wissenschaft und Bildung, die Sal. Oppenheim-Stiftung, das Deutsche Stiftungszentrum im Stifterverband, die Stiftung Mercator, die Stiftung Universitätsmedizin Essen und die Wilo-Foundation.

Der Mindestbetrag zur Beteiligung beträgt 1.000 Euro pro Stiftung. Eine Projektdatenbank und Bewerbungsmöglichkeiten finden sich auf www.foerderpott.ruhr

Verantwortung für das Ruhrgebiet

Dieses gemeinsame Engagement mehrerer Stiftungen unter einem Namen ist Ergebnis eines netzwerkinternen Beziehungsaufbaus. „In den ersten fünf Jahren haben wir den Stiftungen des Ruhrgebiets mit Veranstaltungen vor allem Möglichkeiten der Begegnung und des gegenseitigen Kennenlernens geboten. Im Netzwerk tauschen wir uns über unsere aktuellen Projekte aus, stiften Synergien und bauen tragfähige Beziehungen auf. Dabei bieten wir in unseren regelmäßigen Treffen eine Informations-Plattform für Zukunftsthemen und Entwicklungen im Ruhrgebiet“, betont Dr. Stephan Muschick, Gründer, Lenkungskreismitglied und Geschäftsführer der E.ON Stiftung den Netzwerkgedanken.

Vertrauensaufbau geglückt

Die Stiftungswelt lernt einander und die Region besser kennen – jedes Jahr finden zwei Vernetzungstreffen in verschiedenen Städten und an interessanten Orten im Ruhrgebiet statt. Die Mitglieder bekommen aktuelle Impulse aus der Region, die ihr eigenes Stiftungshandeln beeinflussen. So entsteht etwa der Dialog mit Entscheidern der Internationalen Gartenbauausstellung 2027 oder der Ruhrkonferenz. Zudem präsentieren sich Initiativen wie z. B. RuhrFutur, die Junior Uni oder RUHRSchwung (Netzwerk Unternehmensengagement RUHR) im Netzwerk.

Initiiert wurde die Netzwerkgründung 2015 durch die Anneliese Brost-Stiftung, die E.ON Stiftung und die Stiftung Mercator. Weitere Unterstützer kamen über die Jahre hinzu. Gemeinsam mit der Auridis Stiftung, der GLS Treuhand, der Haniel Stiftung, der RAG-Stiftung, dem Regionalverband Ruhr, dem Stifterverband und der Wilo-Foundation bilden sie aktuell den Lenkungskreis. Das Gremium lenkt und finanziert die Geschicke des Netzwerks. Unabhängiger Förderer des Netzwerks ist außerdem die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.

Gemeinsam mehr erreichen

„Wir übernehmen Verantwortung für das Ruhrgebiet, deren Gesellschaft stark geprägt ist von der Transformation einer ehemaligen Bergbauregion. Uns eint das Anliegen, die Lebensqualität im Revier weiter zu erhöhen, bürgerschaftliches Engagement in einzelnen Stadtteilen und Quartieren zu fördern sowie Potentiale insbesondere über nachhaltige Bildungsförderung gemeinsam zu heben“, erklärt Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung sowie im Lenkungskreis.

Im Juni 2017 wurden diese Grundsätze in einer Charta festgehalten. „Durch Austausch, abgestimmtes oder gemeinsames Handeln wirkt die Stiftungsarbeit besser in die Region hinein. Durch unsere Treffen mit den Themenschwerpunkten Bildung, Engagement und Quartierentwicklung an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet haben wir konkrete Projekte kennen gelernt und wertvolle Netzwerkarbeit in die Tat umgesetzt“, sagt Evi Hoch, Lenkungskreismitglied und Vorstand der Wilo-Foundation. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wird die Vernetzung von Stiftungen ein wichtiger Baustein zur Bewältigung der zusätzlichen großen Herausforderungen wie Klimaschutz, Bildung und sozialer Zusammenhalt in der Region sein.