GEMEINSAM MEHR ERREICHEN – DAS STIFTUNGSNETZWERK RUHR

Gemeinsam können Stiftungen noch mehr in ihrer Stadt und Region bewegen. In einem Netzwerk können die Ruhrgebietsstiftungen mit- und voneinander lernen und kooperieren und so zur Gestaltung der Region besser und wirkungsvoller beitragen. Bundesweit bestehen bereits einige regionale Stiftungsnetzwerke. Nur im Ruhrgebiet, das eine vielfältige und reiche Stiftungslandschaft besitzt,
fehlte bisher ein gemeinsames Forum.

Gründung des Stiftungsnetzwerks Ruhr in der Essener Philharmonie im November 2016

Verabschiedung der gemeinsamen Charta und Unterzeichnung der Mitgliedsurkunden bei der GLS Bank Bochum im Juni 2017

GRÜNDUNGSIMPULS IN ESSEN

Der 1. Essener Stiftungstag fand am 1. Oktober 2013 in der Messe Essen statt. Er war ursprünglich als Informationsangebot für interessierte Bürgerinnen und Bürger gedacht. Der Impuls zur Gründung eines regionalen „Stiftungsnetzwerk Ruhr“ wurde erst beim 2. Essener Stiftungstag 2015 gesetzt. Er legte den Grundstein für eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit von Stiftungen aus dem gesamten Ruhrgebiet.

Jede gute Idee nimmt irgendwann ihren Anfang. Bei einem Round Table-Gespräch trafen sich 20 Stiftungen aus der Ruhrregion, um die Möglichkeiten einer Netzwerkbildung zu erörtern. Hier zeigte sich schnell ein hohes Interesse an größerer Vernetzung und regelmäßigen Austauschtreffen. Die innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft, die Stiftung Mercator und die Anneliese Brost-Stiftung haben diese Idee initiiert.
Die Stadt Essen, der Stifterverband und die Ehrenamt Agentur Essen e. V. sowie das Stiftungsmanagement der Sparkasse Essen und der National-Bank AG waren als Kooperationspartner maßgeblich an der Umsetzung beteiligt. Ein weiterer Förderer ist die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.

Der 2. Essener Stiftungstag 2015 gab schließlich den Startschuss für über 50  Stiftungen aus dem Ruhrgebiet ihre Ressourcen zu bündeln und durch stärkere Netzwerkarbeit,  neue Kooperationen und Synergien noch wirkungsvoller für die Menschen in der jeweiligen Stadt und der gesamten Region zu wirken.

Die offizielle Gründung des Stiftungsnetzwerks Ruhr wurde bei einer Auftaktveranstaltung am 22. November 2016 im historischen Festsaal der Essener Philharmonie beschlossen.

„Das Ruhrgebiet hat in Sachen Stiftungen viel zu bieten: Mehr als 200 Stiftungen haben hier ihren Sitz. Sie sind wichtige Förderer, Gestalter und Vertreter der Zivilgesellschaft auf lokaler bis internationaler Ebene. Mit ihrer Arbeit tragen sie zu einem lebendigen und sozialen Gemeinwesen bei und prägen zugleich das Image unserer Städte und der Region Ruhr. Es beeindruckt mich sehr, wenn Menschen, wenn Stiftungen – egal ob groß oder klein – sagen, ich gebe etwas zurück und bringe mich ein. Klar ist auch, dass Erfahrungsaustausch und interkommunale Zusammenarbeit ein Gebot der Zeit sind, um aktuellen Anforderungen in der Ruhrregion zu begegnen. Darum haben wir den Netzwerkgedanken vorangetrieben und unterstützen ihn aktiv. Alle regionalen Stiftungen sind herzlich eingeladen, Teil des Stiftungsnetzwerks Ruhr zu werden!“

Thomas Kufen
Oberbürgermeister der Stadt Essen

Von der Idee zum Netzwerk – im Gespräch mit den Initiatoren

50 Stiftungen aus der Region Ruhr haben am 22. November 2016 im historischen Festsaal der Essener Philharmonie die Gründung eines regionalen Stiftungsnetzwerks beschlossen und damit den Grundstein für bessere Vernetzung und Zusammenarbeit von Stiftungen im gesamten Ruhrgebiet gelegt. Wie die Auftaktveranstaltung verlief und was das Netzwerk in Zukunft leisten soll, erklären
die Initiatoren Dr. Stephan Muschick (innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft),
Werner Meys (Anneliese Brost-Stiftung) und Winfried Kneip (Stiftung Mercator)

(v.l.n.r.) Dr. Stephan Muschick, Werner Meys und Winfried Kneip

Das Stiftungsnetzwerk Ruhr ist gegründet – ein erster Schritt ist getan. 50 Stiftungen sind Ihrem Aufruf gefolgt und haben sich der gemeinsamen Idee angeschlossen. Warum überhaupt ein Netzwerk, und wie haben Sie die Gründung erlebt?

Dr. Muschick: Vernetzung ist mehr denn je notwendig, wenn wir heutigen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen möchten. Als künftige Plattform soll das Netzwerk Transparenz nach innen und außen bieten. Wenn wir einander besser kennen, können wir viele Gemeinsamkeiten entdecken, uns in Projekten ergänzen und sehr viel voneinander lernen – große und kleine Stiftungen gleichermaßen! Ich gehe mit dem positiven Gefühl aus der Auftaktveranstaltung, dass hier ein guter Start vollzogen wurde, um die Stiftungen der Region besser zu vernetzen.

Mercator, Anneliese Brost und innogy – alle Initiatoren tragen große Namen und hinter der Auftaktveranstaltung stehen wirkmächtige Stiftungen aus Essen. Wie sehen Sie Ihre Rolle in dem Netzwerk?

Meys: Wir haben den starken Impuls des Essener Stiftungstags aufgenommen, um einen Anfang zu machen. Das Netzwerk soll alle Ruhrgebietsstädte von Duisburg bis Dortmund umspannen! Egal, ob lokale Bürgerstiftung oder „großer Tanker“ mit globalen Projekten – jede Stiftung, unabhängig von Fördervolumen und Förderzwecken, ist gefragt und kann sich in das Netzwerk einbringen. Ganz bewusst wurde keine Rechtsform für das Netzwerk gewählt, denn wir wollen uns auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam Austausch und Wirken ermöglichen. Wie eine Struktur und die Finanzierung zukünftiger Treffen und Foren gestaltet werden kann, sollen alle beteiligten Stiftungen gemeinsam entscheiden.

Diese Auftaktveranstaltung war ein erster Anfang. Unterschiedliche Ideen, Wünsche und Ziele kamen dort zur Sprache. Was ist Ihr erstes Fazit?

Kneip: Es hat sich ein einheitliches Bild zu den Chancen und Möglichkeiten dieses Netzwerks gezeigt. Ich fand es sehr ermutigend, dass alle in die Diskussion eingebrachten Beiträge realistisch waren und ein sehr gutes Gespür dafür gezeigt wurde, was dieses Netzwerk leisten kann und soll. Einmal pro Jahr sollte so eine gemeinsame Plattform angeboten werden, um über die Herausforderungen in unserer Region zu sprechen. Diese Begegnungen können in neuen Partnerschaften münden und die Entwicklung konkreter Kooperationen befördern. Wir müssen ein gemeinsames Selbstverständnis finden, damit jede mitwirkende Stiftung sichtbar wird – egal, wie groß ihr Beitrag sein kann.

Stiftungen, als wichtiger zivilgesellschaftlicher Gegenpol zu staatlichem Handeln, waren seit jeher Ausdruck eines starken bürgerlichen Eigensinns. Hier versteht sich das Stiftungsnetzwerk Ruhr, so klang es im Plenum an, durchaus als Akteur, der selbstbewusst einzelne Themenfelder auf die öffentliche Agenda heben möchte.

Meys: Menschen gründen eine Stiftung, weil sie etwas verändern möchten, was ihnen nicht gefällt oder weil sie die Zukunft besser machen wollen. Sie machen sich stark für gesellschaftlichen Wandel, Bildung, Kunst, sozialen Frieden und Solidarität oder fördern Wissenschaft und Forschung. Im Ruhrgebiet gilt es Missstände zu benennen, Potentiale zu fördern und den rauer werdenden Diskurs über unsere Werte mitzugestalten. Genau diesen Mut wollen wir mit dem Netzwerk anregen, fördern und bündeln. Wenn wir alle „über den eigenen Tellerrand schauen“ und die Grenzen unsere Perspektiven und Möglichkeiten überwinden, können wir gemeinsam klarer das große Ganze sehen. Und hier können wir als Netzwerk, mit der Stimme vieler regionaler Stiftungen, sicherlich Veränderungen anstoßen.

Dabei klang an, dass die Teilnehmer dem bürgerschaftlichen Engagement viel Bedeutung beimessen und dies immer wieder als wichtige Kraft benannt wurde, die es zu fördern gilt.

Meys: Ja, denn Ehrenamtlichkeit ist die Stärke dieser Region. Ein Drittel aller EinwohnerInnen engagiert sich bereits am eigenen Wohnort. Und als Stiftungen fördern und entwickeln wir Projekte, immer mit strategischem Blick auf die Themen Bildung, Integration, Quartiersentwicklung und Partizipation. Diese Felder bieten Engagierten viele Möglichkeiten sich zu betätigen. Wir alle arbeiten an einer besseren Gesellschaft, und das können wir gemeinsam viel effektiver tun, denn die Probleme unserer Region enden nicht an den jeweiligen Stadtgrenzen. Unsere Aufgabe als Stiftergemeinschaft ist es auch, Bürger zu beteiligen, Ideen und Projekte weiterzuentwickeln und die besten Ergebnisse auf andere Städte zu übertragen.

Das Netzwerk soll wachsen, um möglichst viele Stiftungen des gesamten Ruhrgebiets zu vereinen. Was sind die nächsten Schritte des noch jungen Stiftungsnetzwerks Ruhr, damit es nicht bei einer Auftaktveranstaltung bleibt?

Kneip: Die Auftaktveranstaltung war beflügelnd und wir merken, dass die Idee eines Netzwerks eine gute Basis hat. Alle Stiftungen, die sich beteiligen möchten, können sich direkt bei der Ehrenamt Agentur melden. Innerhalb des Netzwerks gilt es in einem weiteren Treffen im Frühjahr 2017 die diskutierten Punkte zu konkretisieren und uns auf eine Form der Zusammenarbeit zu verständigen.

Das Interview führte Hendrik Rathmann im November 2016

Die Ehrenamt Agentur Essen koordiniert das Netzwerk

Netzwerkarbeit, Veranstaltungen und die interne Kommunikation müssen professionell begleitet und organisiert werden. Seit 2017 übernimmt die Ehrenamt Agentur Essen e. V. diese Aufgaben für das Stiftungsnetzwerk Ruhr und setzt damit ihr Engagement der Gründungsphase fort. Die Initiatoren haben dem gemeinnützigen Verein ihr Vertrauen ausgesprochen und finanzieren die Basis für zwei Veranstaltungen pro Jahr und den “Förderpott.Ruhr”.

Ehrenamt Agentur Essen e.V.
Dorotheenstr. 3
45130 Essen
Fon: 0201 / 839 149 87

info@stiftungsnetzwerk.ruhr
www.ehrenamtessen.de